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Erfolgsfaktoren eines positiven Existenzgründungsklimas
für Frauen in ländlichen Räumen

AuftraggeberBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)Erfolgsfaktoren eines positiven Existenzgründungsklimas für Frauen in ländlichen Räumen

Erfolgsfaktoren eines positiven Existenzgründungsklimas für Frauen in ländlichen Räumen



Schlussbericht:
[als pdf-Dateien max. 0,5 MB]

01 Inhalt
02 Einführung Kap.1 & 2
03 Methode Kap. 3
04 Quant. Analyse Kap. 4.1
05 Qual. Analyse Kap. 4.2
06 Einflussfaktoren Kap. 5
07 Handlungsempfehlungen
     Kap. 6 & 7


Anhang:
Quellen
Indikatoren
Tabellen
Fragebögen und Leitfäden
BearbeitungDipl.-Ing. agr. Claudia Busch
unter Mitarbeit von Dipl.-Ing. agr. Ines Fahning


Laufzeit


August 2006 bis Februar 2008
 
Im Forschungsvorhaben "Erfolgsfaktoren eines positiven Existenzgründungsklimas für Frauen in ländlichen Räumen" wurden auf regionaler Ebene Bedingungen analysiert, die Einfluss auf das Gründungsverhalten von Frauen haben. Im Zentrum der Untersuchung standen vier Landkreise mit einem je über- bzw. unterdurchschnittlichen Anteil von Frauen an den Gewerbeanmeldungen im Durchschnitt ländlicher Regionen in den alten bzw. neuen Bundesländern.
Die Regionenanalyse bestand aus einem quantitativen und einem qualitativen Teil. Im quantitativen Teil wurden mittels Dokumentenanalyse, Internetrecherche und Experteninterviews strukturelle Daten der Landkreise erfasst, die analog zu Ergebnissen früherer Forschungsvorhaben zum Themenkomplex Gründerinnen in einen Zusammenhang mit unternehmerischen Tätigkeiten von Frauen gesetzt werden können. Leitfadeninterviews mit selbstständigen Frauen, die nach 2000 gegründet hatten, und mit Experten der Wirtschafts-, Frauen- oder Arbeitsmarktförderung sowie aus Kreditinstituten dienten im qualitativen Teil der Untersuchung vorwiegend der Einschätzung von Mentalitäten, Leitbildern, der Wirksamkeit von Instrumenten der Gründungsförderung und der regionalen Lebensbedingungen von Frauen. Sie wurden ergänzt durch eine teilstandardisierte Befragung von jungen Menschen zu Anfang ihrer Berufslaufbahn.
Die Ergebnisse der Untersuchung verdeutlichen, dass Einstellungen und Leitbilder einen wesentlich größeren Einfluss auf die Gründungsbeteiligung von Frauen in ländlichen Räumen haben als infrastrukturelle Bedingungen. Dieser Zusammenhang lässt sich insbesondere für ländliche Räume der alten Bundesländer erkennen. Bei einer stark traditionellen Aufgabenverteilung innerhalb von Familien - als der typischen Lebensform in ländlichen Räumen - zeigt sich ein geringer Gründungsanteil von Frauen. Wenn jedoch Geschlechterstereotype öffentlich diskutiert und Gleichstellungsmaßnahmen gefördert werden, hat dies auch Wirkung auf den Gründerinnenanteil. Generell wird es in ländlichen Räumen der alten Bundesländer als Selbstverständlichkeit angesehen, dass Frauen ihre Berufstätigkeit wegen der Erziehung von Kindern unterbrechen oder zumindest reduzieren. Eine selbstständige Tätigkeit wird oft aufgenommen, weil der Zugang zum Arbeitsmarkt erschwert ist. Dies ist nicht allein durch Familienphasen bestimmt. Oft haben Frauen auch Schwierigkeiten, eine Beschäftigung gemäß ihrer Qualifikation zu finden, nicht zuletzt, weil sie aufgrund der durch ihre Familienarbeit bedingten, kleineren Zeitfenster weniger als ihre Partner pendeln können.
Die Schwierigkeit, ein angemessenes Beschäftigungsverhältnis zu finden, ist auch die Hauptursache für Unternehmensgründungen durch Frauen in den neuen Bundesländern. Sie ergeben sich hier jedoch weniger durch Berufsunterbrechungen als vielmehr durch einen vergleichsweise ungünstigen Arbeitsmarkt. Hier wie in den alten Bundesländern hätten Frauen vor ihrer Selbstständigkeit eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wegen der damit verbundenen Sicherheit vorgezogen, möchten jedoch nach einer als erfolgreich empfundenen Gründung nicht wieder in ein Arbeitsverhältnis zurückkehren. Sicherheitsstreben und Risikovermeidung sind für Frauen in ländlichen Räumen aufgrund der von ihnen intensiv empfundenen Familienverantwortung wesentliche Einflussgrößen beim Umsetzen latenter Unternehmenskonzeptionen. Einen entsprechend positiven Einfluss haben finanzielle Unterstützungsmaßnahmen zu Beginn der Gründung. Voraussetzung für die Wirkung dieser Maßnahmen ist ihre transparente Kommunikation.
Maßnahmen, mit denen sich der Gründungsanteil von Frauen steigern ließe, ergeben sich vor allem im Bereich der Leitbildveränderungen durch öffentlichkeitswirksame Darstellungen "untypischer" Verhaltensweisen. Relevant sind hier in erster Linie Veränderungen der Assoziationen, die sich mit dem Begriff "Unternehmer" verbinden. Eine verstärkte Wertschätzung von Kleinstgründungen ist in diesem Zusammenhang unerlässlich. Vor allem in ländlichen Räumen der alten Bundesländer ist zudem die Selbstverständlichkeit der geschlechterdifferenten Aufgabenaufteilung, nach denen der Mann die finanzielle Existenz sichert, während die Frau soziale Aufgaben übernimmt, zu revidieren. Nur veränderte Bilder bedingen eine Offenheit potenzieller Gründerinnen für weitere Fördermaßnahmen. Zu diesen gehört insbesondere die transparente Darstellung des regionalen Beratungs-, Qualifizierungs- und Förderangebots, die über die Verknüpfung von Institutionen und eine zielgruppengerechte Ansprache erreicht werden kann. Ein niedrigschwelliger Zugang kann über die Etablierung entsprechender Angebote im Identitätsraum von Frauen erreicht werden. Wesentlicher als Maßnahmen, die sich gezielt auf Frauen beziehen, ist die Förderung und Vernetzung von Kleinstgründungen, da Frauen in ländlichen Räumen zumeist als Solounternehmerinnen tätig sind. Instrumente, die sich nur an Frauen richten, bringen die Gefahr mit sich, vorhandene Geschlechterstereotype weiter zu manifestieren und damit die Veränderung von Leitbildern zu konterkarieren.
 

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