|
Uni Göttingen, ZHG 006, 7. November 2018, 19 Uhr
„Gegen die Eliten“ als Konflikt zwischen Stadt und Land? |
Wenn vom Brexit-Referendum, der Trump-WählerInnenschaft und verwandten Phänomenen die Rede ist, dann werden politische Bruchlinien oft räumlich kartiert und auf ein angespanntes Verhältnis zwischen Stadt und Land projiziert: Schnell ist von ökonomischen und kulturellen Verwerfungen die Rede, von sich abgehängt fühlenden und sozioökonomisch deprivilegierten Landstrichen – und auch von Ressentiments gegenüber urbanen Eliten, ihrer Lebensweise und ihren Entscheidungen – gerade denjenigen, die „das Land“ betreffen. Hier wie auch in anderen Diskursen leben alte Bilder wieder auf: Bilder von machtgesättigter, arroganter Urbanität (einschließlich idealisierenden Vorstellungen vom Landleben, die man sich in der Stadt macht) und „echtem“, aber politisch und medial schlecht repräsentiertem Leben in der Provinz. Wie alte Polaritäten von Stadt/Land, Zentrum/Peripherie usw. in der Gegenwart aktiviert und neu gestaltet werden und welche Grundlagen sie haben, welche Inszenierungsweisen und politischen Strategien dabei eine Rolle spielen, soll bei dieser Veranstaltung ebenso diskutiert werden wie die Frage, wie solche Dualismen überwunden werden.
Brigitta Schmidt-Lauber (Wien), Professorin für Kulturanthropologie, beschäftigt sich seit ihrer Göttinger Zeit u.a. mit dem Verhältnis von Mittelstädten und Großstädten, „rurbanen“ Zusammenhängen und aktuellen Stadt-Land-Dynamiken in Österreich.
Marc Weiland (Halle-Wittenberg), Literaturwissenschaftler, u.a. Gründer und Herausgeber der Reihe Rurale Topografien im Transcript Verlag, arbeitet über neue Konstellationen von Ländlichkeit und Dörflichkeit in Literatur und Film.
Jochen Dettmer (Belsdorf), engagiert sich als Vorstandsmitglied der ASG e.V., als Vorstandssprecher NEULAND e.V. und Präsident des Bauernbundes Sachsen-Anhalt e.V. für die Gleichberechtigung ländlicher Regionen.
Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie, Universität Göttingen. Teil der Veranstaltungs- und Filmreihe: Gegen die Eliten - Zur Konjunktur eines Krisenmotivs. Organisiert von Moritz Ege und Johannes Springer (Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie, Universität Göttingen).
Gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur.
|
|
|