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Preisträger 2015 |
Chor der Stacheligen Landfrauen
Der Chor der Stacheligen Landfrauen entstand 1997 aus dem Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit des Westfälisch-Lippischen LandFrauenverbandes.
Die 18 Sängerinnen sehen sich als musikalisches Sprachrohr der Landwirtschaft und des Lebens auf dem Land. Sie versuchen, den Wandel der Landwirtschaft
musikalisch zu vermitteln und mit Vorurteilen oder überholten Ansichten aufzuräumen. Dabei singen sie zu bekannten Melodien über Reizthemen
rund um die Landwirtschaft, das Landleben, das Verbraucherverhalten oder die Politik. Diese Themen liegen ihnen besonders am Herzen, weshalb
sie sie parodistisch mit selbstgeschriebenen Texten aufarbeiten, untermalt mit einer passenden Choreografie. Dies geschieht bei dem jährlich stattfindenden
gemeinsamen Chorwochenende. Mit ihren Liedern sprechen die Frauen mutig das aus, was der Berufsstand denkt. So singt der Chor in einem Lied
über Anträge und Subventionen: „Was brauche ich Subventionen, ich will doch nichts geschenkt“. Sie selbst stehen im Spannungsfeld zwischen Traditionen,
die bewahrt werden sollen, und einer Modernisierung, die zum Erhalt der Wirtschaftlichkeit notwendig ist. Die Frauen legen aber nicht nur Wert auf die Aussagen ihrer Lieder, sondern haben auch einen hohen musikalischen Anspruch.
Der Chor blickt auf eine erfolgreiche Geschichte mit zahlreichen auch überregionalen Auftritten wie auf der Internationalen Grünen Woche Berlin zurück.
Alle Sängerinnen leben in Dörfern im Kreis Höxter und haben selbst täglich mit der Landwirtschaft zu tun. Außerhalb des Chors engagieren sie sich zum Wohl ihrer ländlichen Heimat und gestalten die Zukunft ihrer Dörfer mit. So singen sie es auch in ihrem Dorflied: „Wir bleiben hier, denn unser Dorf gibt uns den Halt und Nachbarn lassen uns nicht kalt.“ |
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Foto: M. Busch
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Landjugend Klimawald – Im Norden verwurzelt
Foto: Landjugendverband Schleswig-Holstein
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Zusammen mit der Stiftung Klimawald hat die Landjugend Schleswig-Holstein (rd. 5 500 Mitglieder) 2,4 ha Land in Nordhastedt gekauft und diese mit
Bäumen aufgeforstet, die einmal einen Mischwald ergeben werden. In Dithmarschen, dem waldärmsten Kreis in Deutschland mit nur 3 % Waldanteil,
wollten die Landjugendlichen mit diesem langlebigen Projekt einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und damit Verantwortung für die folgende Generation
übernehmen.
Dem Projekt ist es gelungen, aufgrund der öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten viele Menschen für die heimatliche Natur zu sensibilisieren und damit
eine große Breitenwirkung zu erzielen. Von Februar bis November 2014 sammelten die Landjugendlichen mit großem Engagement und vielfältigen Aktionen
in einem „Spendenmarathon“ rund 20 000 €: Sie organisierten beispielsweise selbst Klimafeten und Benefizveranstaltungen, „vermieteten“ ihre
Arbeitskraft, gewannen Sponsoren und waren mit Glücksrad und Spendentrichter auf Festen und Veranstaltungen in Schleswig-Holstein vertreten,
auf denen sie kleine Rotbuchen als Preise verschenkten.
Im Rahmen eines Aktionstages im November 2014 pflanzten sie an einem Tag 14 500 Bäume und bauten einen Wildschutzzaun um das Pflanzareal.
Mitarbeiter der Stiftung Klimaschutz und zwei Angestellte der Landesforsten leiteten die Landjugendlichen, mitpflanzenden Familien, Senioren,
Politiker und Ehrengäste an. Die LandFrauen Albersdorf und Nordhaststedt versorgten alle mit Suppe, Kuchen und Apfelpunsch. So entstand
ein Landjugendwald, der CO₂ bindet und von allen als Bürgerwald und Erholungsraum genutzt werden kann. |
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KULTURnetzWERK Neustadt am Rübenberge e.V.
Das KULTURnetzWERK Neustadt am Rübenberge e.V. ist eine Interessengemeinschaft, die sich zur Aufgabe gemacht hat, die Vielfalt an Kultureinrichtungen
und Kunstschaffenden in der Region zu vernetzen. Ihr Augenmerk liegt nicht nur auf der Förderung des kulturellen Lebens der Stadt, sondern auch
auf der Stärkung der kulturellen Bedeutung des ländlichen Raums.
34 Dörfer und die Kernstadt Neustadt bilden das Neustädter Land, das sich über eine Fläche von 357 km² erstreckt. Ein Bindeglied zwischen den Orten
und Menschen der Region stellt die Kultur dar, durch die eine breite Zusammenarbeit zwischen den Kommunen entstanden ist. Ehrenamtliches Engagement
und das Miteinander verschiedener Künstler stärkt die Wahrnehmung der kulturellen Aktivitäten im ländlichen Raum, weshalb Literatur, Musik, Kunst und
Theater eine hohe Bedeutung im Neustädter Land haben. Das KULTURnetzWERK stellt zudem einen Anreiz für die Bürger der Region dar, selbst in unterschiedlichster
Form in der Region aktiv zu werden.
Eines der ersten Projekte des KULTURnetzWERKs war die Entwicklung einer Kommunikationsplattform mit Hilfe eines Internetportals, um die Vernetzung
zwischen den Kunstschaffenden zu vereinfachen. Kulturschaffende können sich auf der Seite selbst vorstellen und durch Suchanfragen um Unterstützung
für einzelne Projekte und Vorhaben bitten.
Eine weitere Austauschmöglichkeit bietet der Kulturstammtisch, durch den ein persönlicher Austausch zur Sammlung neuer Ideen und Weiterentwicklung dieser
bis hin zur konkreten Verwirklichung eines Projekts ermöglicht wird. Die 30 bis 40 Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Stammtischs sind sowohl Laien als auch
studierte Künstler, die sich regelmäßig an verschiedenen Orten in der Region treffen. Ein Projekt des Stammtisches war z.B. die Konstruktion einer Memory-Wand, auf
der sich die Künstler vorstellen, und die bei der örtlichen Wirtschaftsmesse ausgestellt wird. Dem Kulturstammtisch entstammt außerdem die Idee einer KULtourREISE. Die
2012 erstmals durchgeführte Reise führte zu 31 Veranstaltungsorten mit dem Ziel, Kulturschaffende aus dem Neustädter Land und die Veranstaltungsorte
bekannt zu machen. Zudem beteiligte sich das KULTURnetzWERK an der diesjährigen 800-Jahr-Feier der Stadt Neustadt am Rübenberge mit einer „Kunst- und
Kulturmeile“ und stärkte so die interkommunale Zusammenarbeit. Ein weiteres Projekt „Kunst im Schaufenster“ wurde bereits zur Überbrückung von Gewerbeleerständen
eingesetzt. |
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Fotos: P. Kunte
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Sonderpreis: Ökodorf „Sieben Linden“
Fotos: M. Würfel
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Das Gemeinschaftsprojekt Ökodorf „Sieben Linden“ im Norden Sachsen-Anhalts entstand 1989 mit dem Ziel, eine Gemeinschaft mit einem nachhaltigen,
ökologischen und sozialen Lebensstil aufzubauen. Eine Gruppe von 20 Pionieren verfolgte die Vision eines selbstversorgten ökologischen Dorfes. Dafür
wurde ein 22 ha großer Standort in der Gemeinde Beetzendorf, auf dem früher einmal sieben Linden standen, erworben. 1997 zogen die ersten Mitglieder
mit ihren Bauwagen nach Sieben Linden und begannen dort, die Gebäude eines alten Bauernhofs nach ökologischen Kriterien in ein Gemeinschaftsgebäude
umzubauen. Der alte Hof wird als Gemeinschafts- und Seminarort genutzt und bildet den Mittelpunkt des Dorfes. Um ihn herum erfolgte ein umfassender
Ausbau der Infrastruktur. Heute stehen zusätzlich weitere 8 ha Bauland zu Verfügung, auf denen nach und nach Häuser in ökologischer Bauweise
aus Holz, Stroh und Lehm entstehen. In neun Mehrfamilienhäusern und 45 Bauwagen leben aktuell 110 Erwachsene sowie 40 Kinder und Jugendliche.
Insgesamt ist das Projekt jedoch für 250 Menschen ausgelegt. Räte, Kleingruppen und monatliche Vollversammlungen werden zur Meinungsbildung,
Diskussion und Entscheidungsfindung eingesetzt. Neben dem ökologischen Siedlungsbau zeichnet sich die Gemeinschaft dadurch aus, dass sie ökologische
Land- und Forstwirtschaft betreibt. Zusammen mit einer auf dem Gelände angesiedelten Gärtnerei versorgt sich die Gemeinschaft zu großen
Teilen mit Obst und Gemüse selbst (Selbstversorgungsgrad 70 %). Bewirtschaftet werden die Flächen und der Wald neben herkömmlichen Zugmaschinen
auch mit Pferden. Das Ökodorf ist auf vielfältige Weise mit der Umgebung vernetzt: Mitarbeit im Gemeinderat, in den Waldkindergarten
des Ökodorfes gehen auch viele Kinder aus der Umgebung, Menschen aus der Umgebung arbeiten regelmäßig im Ökodorf mit (auf dem Bau,
im Wald und in anderen Bereichen), einige Bewohner/-innen arbeiten in der Region, v.a. im pädagogischen, heilerischen oder ökologischen Bereich. Die
Lebensgemeinschaft wirkt in unterschiedlichen Initiativen (meist ehrenamtlich) in die Region hinein, z.B. bei der Gründung einer Energiegenossenschaft, in anderen Energiewende-Projekten, in der Hospizarbeit, der Feuerwehr, bei Projekten an den Schulen der Region, als Mitglied im Kreistag, in der Elternvertretung, im Tischtennisverein, im Regionalverein Altmark. Regelmäßig kommen Schulklassen für einen Projekttag ins Ökodorf und an zehn Sonntagen im Jahr werden im Rahmen eines Sonntagscafés neben Kaffee und Kuchen auch Führungen und ein Kulturprogramm angeboten. |
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Sonderpreis: Langenfeld – Aufbruch in die Zukunft
Die Gemeinde Langenfeld liegt im strukturschwachen ländlichen Raum Westmittelfrankens. Dort ist das Mehrgenerationenhaus „Dorflinde“ entstanden, welches
sich zu einem bundesweiten Vorzeigeprojekt entwickelt hat und schon mehrfach ausgezeichnet worden ist. Die „Dorflinde“ ist ein Bürgerbüro, organisiert
durch einen Arbeitskreis von Ehrenamtlichen, und dient den Menschen als Vernetzungs- und Vermittlungsstelle professioneller sowie ehrenamtlicher
Dienstleistungen, Café und sozialer Treffpunkt, Bücherei, Veranstaltungsraum und noch vieles mehr. Im unmittelbaren Ortskern, an der Stelle mehrerer
sanierungsbedürftiger Gebäude, wurde ein neues Wohnhaus mit barrierefreien, kleineren Wohneinheiten für ältere Menschen und junge Erwachsene
bzw. junge Familien errichtet. Im Erdgeschoss befindet sich eine Tagespflege-Einrichtung, die das Verbleiben älterer Menschen am Ort wie auch die häusliche
Pfl ege durch Angehörige erheblich erleichtert. Ergänzt werden soll das Infrastrukturangebot durch ein dörfliches Dienstleistungszentrum mit Arzt- und
Physiotherapiepraxis, Lebensmittelmarkt, Bäckerei, Bank- und Postdienstleistungen, mit dessen Bau 2016 begonnen werden soll. Durch die Wiederbelebung
der Dorfmitte wird auch das bisher bestehende Infrastrukturangebot stabilisiert. Die Gemeinde investiert selbst erhebliche Mittel und ist maßgeblicher Initiator der Projekte, stützt sich dabei jedoch auf das gemeinsam mit den Bürgern Langenfelds entwickelte Leitbild. So stemmt sich die Gemeinde erfolgreich gegen die spürbaren Folgen des demografischen Wandels im ländlichen Raum und schafft für alle Generationen ein bedarfsgerechtes infrastrukturelles und soziales Angebot. |
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Foto: Gemeinde Langenfeld
Foto: G. Grahlmann
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