Frauen in Haupterwerbsbetrieben arbeiten 63 Wochenstunden |
Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit von Frauen in Haupterwerbsbetrieben liegt mit 63 Stunden höher als die der Frauen in Nebenerwerbsbetrieben mit 57 Stunden. Saisonale Schwankungen hinsichtlich der Arbeitszeiten lassen sich in den vier großen Arbeitsbereichen der Frauen – Hauswirtschaft, Landwirtschaft, landwirtschaftliche Nebenbetriebe und außerbetriebliche Tätigkeiten – kaum feststellen.
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Frauen in landwirtschaftlichen Betrieben leisten nach wie vor den größten Anteil ihrer Arbeitszeit in unbezahlten Tätigkeitsbereichen. Die Hälfte ihrer Arbeitszeit (32 Stunden) dient der Lebensqualität ihrer Familien. Dazu gehören im Haushalt neben den hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, der Kindererziehung und -betreuung auch die Versorgung kranker und alter Menschen sowie die Arbeit im Nutz- und Ziergarten. Die Arbeit im Haushalt erledigen Frauen überwiegend allein (in Haupterwerbsbetrieben zu 81 % und in Nebenerwerbsbetrieben zu 86% von allen Personen). Auch bei einer außerbetrieblichen Erwerbstätigkeit oder der Verantwortlichkeit für einen landwirtschaftlichen Nebenbetrieb steigern die Partner ihren Arbeitseinsatz im Haushalt nur unwesentlich.
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94% der Befragten arbeiten im landwirtschaftlichen Betrieb, viele von ihnen in verschiedenen Arbeitsbereichen. Zwar ist der Arbeitsbereich, in dem die meisten Frauen arbeiten, mit 83% die Buchführung, doch liegt die durchschnittliche Arbeitszeit der Frauen in diesem Bereich mit 4 Stunden/Woche am niedrigsten von allen betrieblichen Arbeitsbereichen. Viele Frauen sind auch in der Tierhaltung, insbesondere für Milchkühe (54%) und Schweine (28%) zuständig. Der mit Abstand arbeitsintensivste Betriebszweig für Frauen ist die Milchviehhaltung mit durchschnittlich 21 Stunden/Woche, gefolgt von der Schweinehaltung mit 14 Stunden/Woche.
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Von den landwirtschaftlichen Nebenbetrieben haben vor allem die Direktvermarktung und der Urlaub auf dem Bauernhof eine Bedeutung für die Einkommenserzielung der Frauen. Hofcafés, Partyservices oder andere Nebenbetriebe sind weitgehend noch als Nischen zu betrachten. Für einzelne Betriebe sind die landwirtschaftlichen Nebenbetriebe jedoch oft eine wichtige Einkommensquelle. Je größer die landwirtschaftlichen Betriebe sind, desto häufiger betreiben sie Direktvermarktung oder Urlaub auf dem Bauernhof. In Haupterwerbsbetrieben arbeiten die Frauen durchschnittlich 12, in Nebenerwerbsbetrieben 6 Wochenstunden in der Direktvermarktung. Der durchschnittliche Arbeitsanfall für den Nebenbetrieb/Betriebszweig Urlaub auf dem Bauernhof beträgt für Haupterwerbsbetriebe 8 Wochenstunden. |
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Außerbetriebliche Erwerbstätigkeit bietet wichtige Einkommensergänzung |
20% der Befragten von Haupt- und 41% von Nebenerwerbsbetrieben sind außerbetrieblich erwerbstätig. Die meisten außerbetrieblich erwerbstätigen Frauen sind teilzeitbeschäftigt und arbeiten durchschnittlich 18 Wochenstunden außerbetrieblich. Die außerbetriebliche Erwerbstätigkeit hat für Frauen von Betrieben unter 50 ha Größe eine höhere Bedeutung als für diejenigen von größeren Betrieben. Von den außerbetrieblich erwerbstätigen Frauen arbeitet die überwiegende Mehrheit der Frauen in einem Angestelltenverhältnis. Je größer die Betriebsgröße, desto mehr Frauen erzielen ihr außerbetriebliches Einkommen jedoch aus selbstständigen Tätigkeiten.
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Neben den häuslichen und beruflichen Arbeiten engagiert sich die Hälfte der Befragten ehrenamtlich in der Landfrauenarbeit, in Kirche, Politik, Schule, Sport oder anderweitig. Mit ihrem Engagement tragen die Frauen zur Verbesserung und Aufrechterhaltung der sozialen Infrastruktur im ländlichen Raum bei. Insbesondere die Mitarbeit im Landfrauenverein, auf die sich die meisten ehrenamtlichen Tätigkeiten beziehen, ist dafür geeignet, eigene Interessen zu verfolgen und sich z.B. für die Verbesserung der Situation und der Rechte von Frauen in landwirtschaftlichen Betrieben einzusetzen.
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Während die Frauen einen sehr vielseitigen Arbeitsalltag mit unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen haben, steht bei den Partnern in Haupterwerbsbetrieben die Arbeit im landwirtschaftlichen Betrieb – und damit die einkommensrelevante Arbeit – mit mehr als 90% ihres Arbeitseinsatzes deutlich im Vordergrund. Die Partner in Nebenerwerbsbetrieben bringen ebenfalls mehr als 90 % ihrer Arbeitszeit in bezahlten Tätigkeitsbereichen ein, davon 53% in außerbetrieblichen Arbeitsstellen und 40% in der Landwirtschaft. |
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Frauen erwirtschaften 33% des Gesamteinkommens |
Die Erwirtschaftung des Einkommens in landwirtschaftlichen Betrieben erfolgt über die in der Landwirtschaft, in landwirtschaftlichen Nebenbetrieben, durch außerbetriebliche Erwerbstätigkeit und durch sonstige Einkommen erzielten Einkommensbeiträge. Obwohl der überwiegende Teil der HE-Betriebe zusätzliche Einkommensquellen zum landwirtschaftlichen Einkommen hat, zeigt die Einkommenszusammensetzung, dass das Einkommen aus der Landwirtschaft durchschnittlich den größten Anteil am Gesamteinkommen hat. Bei den NE-Betrieben hat die Bedeutung des landwirtschaftlichen Einkommens per Definition zugunsten der außerbetrieblichen Einkommens abgenommen.
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Im Wirtschaftsjahr 1999/2000 betrug das durchschnittliche Gesamteinkommen in niedersächsischen HE-Betrieben über 2 ha 75.263 DM pro Einzelunternehmen. Durchschnittlich 33% des Gesamteinkommens landwirtschaftlicher Betriebsleiterehepaare in Niedersachsen werden von Frauen erwirtschaftet. Das entspricht im Wirtschaftsjahr 1999/2000 23.400 DM. Wird darüber hinaus eine monetäre Bewertung der von Betriebsleiterehepaaren auf landwirtschaftlichen Betrieben geleisteten reproduktiven Tätigkeiten für Haushalt, Familie und Hof vorgenommen, so ergibt diese einen Wert von 38.000 DM. Davon leisten die Frauen 95%, das entspricht 36.000 DM.
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Mehr als drei Viertel der Frauen sind grundsätzlich mit ihrer Arbeitssituation zufrieden. Unzufriedenheiten lassen sich lediglich hinsichtlich der Wertschätzung ihres persönlichen Verdienstes und des betrieblichen Einkommens insgesamt feststellen. Zu niedrige Einkommen sind deshalb auch eher als Grund für betriebliche Änderungsvorhaben anzusehen als Unzufriedenheiten mit der Arbeitssituation. Etwa die Hälfte der Befragten weist auf geplante Änderungen im Betrieb hin. Bei zwei Drittel der änderungswilligen Betriebe beziehen sich die Vorhaben auf die Landwirtschaft, bei 15% der Betriebe auf landwirtschaftliche Nebenbetriebe und bei 21% auf die außerbetriebliche Erwerbstätigkeit. |
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Hohe schulische und berufliche Qualifikation |
Im Vergleich zur weiblichen Gesamtbevölkerung Deutschlands besitzen die Frauen von landwirtschaftlichen Betrieben eine höhere schulische und berufliche Qualifikation. Dass ihr Bildungsniveau in den letzten 20 Jahren auffallend angestiegen ist, zeigt auch der Vergleich zu Studien von Hülsen (1980) und Claupein (1991). So haben 95% der Befragten mindestens eine abgeschlossene Berufsausbildung. Sie sind überwiegend in traditionellen Frauenberufen, vor allem im Bereich Hauswirtschaft, ausgebildet. Bei den jüngeren Frauen ist ein Trend zu anderen Berufen hin festzustellen. |
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